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Herzlich willkommen!

Lieber Besucher, 

wir alle wissen, wie wichtig es ist,  seine eigene Kultur zu kennen und zu  mögen.

Stellen Sie sich vor, sie wachen eines Tages auf und wissen nicht, wer sie sind und woher sie kommen. Eine schreckliche Vorstellung, aber so ähnlich erging es mir.

Mein Name ist Francis Baier und ich wurde in Mannheim geboren.

Im Alter von zwei Jahren kam ich vom Jugendamt Mannheim in eine Pflegefamilie nach Oberkirch im Schwarzwald. Dort wuchs ich mit meinen zwei Brüdern und einer Schwester auf. Schon durch meine dunklere Hautfarbe und mein nichteuropäisches Aussehen (damals wusste ich noch nichts von meiner indianischen Abstammung) unterschied ich mich gerade im Sommer immer deutlich von meiner Familie.

Nach meiner Einschulung in die Hauptschule Oberkirch wurde ich auch das erste Mal mit der Problematik des Rassismus konfrontiert. Sprüche wie "du alter Chinese" oder du "Asiat" waren in dieser Zeit seitens meiner Mitschüler an der Tagesordnung.

Eine für mich damals sehr schwer zu ertragende Situation, da ich nicht wusste, weshalb ich wie ein "Chinese" aussah.  Nach meinem  Wechsel auf die Realschule Oberkirch, wuchs der Wunsch immer mehr in mir, etwas über meinen Vater zu erfahren.

Nun, was konnte ich noch tun? Da ich die Adresse des Stadtjugendamtes Mannheim hatte, beschloss ich auf eigene Faust zu recherchieren. Mit dem Ergebnis, das man mir mitteilte, das mein Vater ein Navajoindianer aus Arizona gewesen war.

Leider verstarb mein Vater im Jahre 1970 durch einen Autounfall im Reservat, so das ich keine Möglichkeit hatte, ihn persönlich kennen zulernen. Das Jugendamt vermutete aber, das meine Großeltern eventuell noch lebten. Nun wusste ich das erste Mal in meinem Leben, welche Wurzeln ich hatte.

Nach Beendigung der Lehre als Holzbearbeitungsmechaniker, beschloss ich meine Verwandten in Amerika zu besuchen.

Im Sommer 1989 war es dann soweit. In Begleitung eines guten Freundes hoben wir im Juli von Frankfurt nach Los Angeles ab. Dort angekommen, fuhren wir in einem Taxi vom Flugplatz nach Long Beach, um ins  Hotel zu gelangen. Normalerweise nichts Aufregendes, hätte nicht die Begegnung mit Amy im Taxi stattgefunden. Sie sollte für mich von  zentraler Bedeutung auf der Suche nach meiner Familie sein. Bevor wir uns  nach einem Smalltalk verabschiedeten, gab uns Amy noch ihre Business- Karte und lud uns ein, Sie in Mesa/AZ, zu besuchen.

Wir versprachen, sie zu besuchen. Nach der Erkundigung des Joshua Tree Nationalparks,  U2 lasst grüßen, ging es mit dem Bus weiter nach Phoenix/Arizona. Da Amy noch arbeiten musste, genossen wir die Gastfreundschaft ihres Freundes. Während des einwöchigen Aufenthaltes bei unseren mormonischen Freunden, trug ich natürlich auch mein Anliegen, meine Familie zu finden, vor.

Der Zufall (?) wollte es, das unsere Freunde damals eine Patenschaft für junge Navajos, die in Phoenix studieren wollten, übernommen hatten. Dank Tina, sie hatte als Collegestudentin bei Lofgreens gewohnt, gelang es uns,, die Adresse meiner Großmutter herauszufinden.

Nun darf man sich eine Adresse wie Blue Canyon nicht als eine Straße vorstellen, in der das betreffende Haus steht, sondern vielmehr ist sie ein Canyon, in der vereinzelt Hogans stehen. Die Frage war nun, wie gelangen wir in den Blue Canyon. 

Da fast Wochenende war, und Kim, der Freund von Amy, die Story mit meiner Großmutter so unglaublich fand, erklärte er sich bereit, uns nach Fort Defiance, Blue Canyon, zu fahren. Nach einer Übernachtung bei einem Freund von Kim erreichten wir schließlich den Blue Canyon. Mit Hilfe einer Nachbarin gelang es uns schließlich meine Großmutter zu finden.

Es ist schwer, meine Gefühle nach all den Jahren des Suchens zu beschreiben. Im ersten Moment ist alles unreal, alles fiktiv. Sie stand an ihrer Hüte und schaute zu uns, als wir mit dem Auto vorfuhren. Ihre Nachbarin erklärte ihr auf Navajo mein Anliegen und sie brach in Tränen aus.

Sie nahm mich in ihre Arme und sagte, sie habe all die Jahre zu Gott gebetet, er möge ihren Enkel zu ihr führen. Sie wollte mich noch vor ihrem Gang in die andere Welt  sehen. Diese erste Begegnung verlief leider sehr kurz. Nach dem gemeinsamen Wochenende bei Grandma zogen mein Freund und ich weiter, um nach vier Wochen Rundreise wieder nach Hause zurückzukehren. 

 

An dieser Stelle möchte ich mich nochmals von ganzem Herzen bei all den Freunden bedanken, die es mir ermöglicht haben, meine Großmutter zu finden.

 

 

Da mein Interesse an meinem indianischen Erbe nun erst recht geweckt worden war, beschloss ich vier Jahre später wieder meine Familie in Fort Defiance  zu besuchen. In der Zwischenzeit hatte ich meine Weiterbildung zum Abitur am Kolping Kolleg in Freiburg begonnen. Da ich mich nach der elften Klasse ausgelaugt fühlte und ich dringend eine Auszeit brauchte, beschloss ich mich für ein Jahr vom Besuch des Kollegs beurlauben zu lassen. Ein besonderes Privileg, das ich sehr gerne annahm. Also hieß es wieder einmal Rucksack packen.  Diesmal aber für neun Monate. Eine sehr intensive Zeit, in der ich Großmutter, meine Familie und auch den "American Way of Life" näher kennen lernen konnte.

Nun welche Erkenntnisse gewann ich aus dieser Zeit? 
Das es nicht einfach ist, ein "Halbindianer" in einer Welt der Weißen zu sein. Und das es umso wichtiger ist, sein kulturelles Erbe zu bewahren und es auch anderen Menschen zugänglich zu machen. Das es aber auch gut ist, ein Halbblut zu sein, da man auch ein Botschafter zwischen den Kulturen sein kann.

Nach vielen Jahren des Suchens glaube ich nun, meine Art der Botschaft gefunden zu haben. Seit einiger Zeit widme ich mich der T-Shirtmalerei, wobei ich vorwiegend Motive aus der Kultur der Indianer  verwende.

 

Mein Ziel ist es, eines Tages meinen Lebensunterhalt durch diese Kunst bestreiten zu können. Ebenso ist es aber auch ein weiteres  Ziel für mich, noch tiefer nach den Wurzeln meiner indianischen Kultur zu suchen, denn wir wissen alle, je tiefer ein Baum im Boden verwurzelt, desto besser übersteht er einen Sturm.